Die lange geplante und vorbereitete Aktion „Blockade aller Tore des Fliegerhorstes Büchel“ hat am vorvergangenen Wochenende erfolgreich stattgefunden. In den nächsten Wochen wird sich zeigen, wie sich das regional und deutschlandweit auswirkt. Und auch international fanden wir Beachtung, sind die Aktionsgruppen und ihre Kampagnen ja miteinander vernetzt. Am Sonntag, 11. 8., um 5 vor 12 (aktueller Stand der Atomkriegsuhr) begann die 24-Stunden-Blockade mit dem Konzert der Lebenslaute als gemeinsamem Auftakt auf dem Kreisverkehr vor dem Haupttor des Flugplatzes der deutschen „Luftwaffe“, auf dem die letzten 20 US-Atombomben auf deutschem Boden lagern. Kurz danach verteilten sich die Aktivist_innen auf die anderen Tore, so dass dann alle Zufahrten (Haupttor, Lutzerather Tor, Tore 1 bis 7) blockiert waren. Bundeswehr und Polizei waren so schlau, nicht zu eskalieren, wobei für Erstere dies vermutlich als Anweisung aus Berlin kam, die nicht alle Soldaten verinnerlicht hatten... ;-) Trotzdem ging ihre Strategie auf, möglichst „wenig Aufsehen“ zu erregen, was sich dann auch in der überregionalen Medienresonanz niederschlug. Darauf waren wir vorbereitet, weswegen unsere Enttäuschung darüber nicht sehr groß ist. Trotzdem ist es eigentlich schwer verständlich, dass das Thema so wenig zu interessieren scheint, denn die reale Atomkriegsgefahr ist nicht geringer als Anfang der Achtziger Jahre, als Hunderttausende auf die Straße gingen... Dazu kommen weitere Aspekte, mit denen dieser Standort verknüpft ist wie Kriegseinsatz in Afghanistan und Verschwendung von Milliarden öffentlicher Gelder für die sog. Modernisierung der dort gelagerten Atombomben. Das Nicht-Eskalieren sah so aus, dass alle Blockaden bis zum von uns bestimmten Schluss am Montagmittag geduldet und in Ruhe gelassen wurden, außer folgendem Ereignis am frühen Montagmorgen an Tor 6, einer kleinen, schwer zugänglichen Fußgängerpforte, von den dortigen Blockierer_innen „Katzenklappe“ genannt. Da normalerweiseweise an die 2.000 zivile Arbeitnehmer_innen und Militärangehörige morgens mit ihren Autos zu ihrer Arbeit wollen, hatten wir es für nicht so wahrscheinlich gehalten, dass sie dieses Tor 6 benutzen würden. Aber allen Zivilist_innen wurde frei gegeben, Lieferant_innen waren für den Tag abbestellt, und die rund 200 Soldat_innen, die auf das Gelände sollten, wurden unter „Polizeischutz“ in Bundeswehr- Reisebussen zur Katzenklappe gebracht. Dabei wurden die anwesenden Blockierer_innen von einer Polizei-Spezialeinheit umstellt, während die Soldat_innen im „Gänsemarsch“ über die Leitplanke hüpften, die Straßenböschung herunter und durch die sich nur einen Spalt weit zu öffnende, wohl weil sehr lange nicht benutzte Gartenzaunpforte liefen, um auf der anderen Seite in bereitstehende Kleinbusse zu steigen. Das ganze Manöver diente sicher auch Übungszwecken und der Intensivierung der Zusammenarbeit von Polizei und Militär. Schon 2008 und dieses Jahr wieder waren die auswärtigen Polizeieinheiten auf Bundeswehrgelände untergebracht, und in dem Konvoi aus 4 Bw-Reisebussen saß die Polizei-Sondereinheit im ersten. Darüberhinaus konnten wir „Unregelmäßigkeiten“ bei unserem Telefon- und mobilen Internetverkehr feststellen, z. B. fielen kurz vor dem Eintreffen der Busse an Tor 6 die Handies der dortigen Blockierer_innen aus... Trotzdem war die Aktion aus unserer Sicht ein Erfolg. Roland Blach, Sprecher der Kampagne „atomwaffenfrei.jetzt“ formulierte das so: „Es war die größte Blockade gegen Atomwaffen in Deutschland seit den 80ern. Es war die größte Blockadeaktion der Friedensbewegung seit den 80er Jahren ohne konkreten Anlass (z.B. Golfkrieg). Es war die zweitgrößte Aktion in Büchel überhaupt! Und zugleich die größte Daueraktion in Büchel, 24 Stunden am Stück, davor die Fastenaktion…“ Ein Erfolg war es aber außerdem, weil diese ambitionierte Veranstaltung, nämlich Aktionen Zivilen Ungehorsams mit Musik- und Kulturprogramm an etlichen Aktionsorten gleichzeitig, weitgehend so geklappt hat wie geplant. Dazu haben außer den „Haupt- und Ehrenamtlichen“ aus dem Kampagnenrat viele engagierte und erfahrene Leute aus den verschiedenen Arbeitsbereichen des Netzwerks „ZUGABe“ (Ziviler Ungehorsam, Gewaltfreie Aktion, Bewegung) beigetragen, die dafür einen Teil ihrer Ferien bzw. ihres Urlaubs „geopfert“ haben. Wir hatten am 5. 8. begonnen, das Camp aufzubauen, und am 14. 8. abends waren wir fertig mit dem Abbau. Dafür an dieser Stelle nochmal allen vielen Dank! Außer weiteren Engagierten aus der Region und lokalen Friedensgruppen haben zum guten Gelingen beigetragen die „Lebenslaute“, die als erfahrene Blockadegruppe das zweitwichtigste Tor in angemessener Gruppenstärke blockierte, die diversen Musiker_innen, die ohne Gage auf der Bühne bzw. in der Blockade am Haupttor auftraten und teilweise auch „auf Tournee“ zu den anderen Blockaden gingen, und nicht zuletzt das niederländische Kochkollektiv „Rampenplan“, von dem das Camp und die Blockaden zuverlässig mit gewohnt leckerem veganem Essen versorgt wurden. Und nicht zu vergessen sind die mehreren Hundert Aktivist_innen, die teilweise die ganze Zeit in den Blockaden unter freiem Himmel aushielten. Tausend Dank, und auf Wiedersehen! Es gibt weiter viel zu tun... Hier gehts zum Pressespiegel, zusammengestellt von der Pressesprecherin der IPPNW. Die Links zu Kurzfilmen wie dem wie gewohnt sehenswerten von graswurzel-tv auf Seite 7. Für den räumlichen Überblick eine Satellitenkarte vom Gelände:
Büchel 2013 auf einer größeren Karte anzeigen
(Eine Bemerkung zu Google maps: Ich hätte hier lieber eine OpenStreetMap-Karte präsentiert und mit Google zu arbeiten vermieden, aber leider ist Google maps viel einfacher zu bedienen, oder ich bin zu doof oder zu ungeduldig, um so eine Karte mit OSM zu erstellen… :-( )
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